Die Idee zu dieser Tournée entstand bereits 1994, als die senegalesische Perkussions- und Tanzgruppe DOUGOU FANA während eines halben Jahres in Biel weilte und von hier aus eine Reihe von etwa 60 Konzerten in ganz Europa bestritt. (Biel: Pod‘Ring, Flüchtlingstag).
Christoph Breitenmoser von der Bieler agence vvv, welche DOUGOU FANA in die Schweiz geholt hatte, arrangierte damals ein Zusammentreffen der Senegalesen mit den sechs NEW POINTS, „da ihm der ähnliche Groove in der doch so verschiedenen Musik aufgefallen war“.
Und: Es funkte sofort ! Zwei Jahre später war es soweit. Auf eine Einladung von HelSen
kam nun diese Tournee zustande. Nicht zu vergessen ist die wertvolle Unterstützung durch die Stiftung Pro Helvetia, den Migros Genossenschaftsbund sowie den Kanton Bern.
Der Kulturaustausch
Dass Dakar, übrigens die Heimatstadt von YOUSSOU N‘DOUR, eine Brutstätte für kulturelle Ereignisse in der ganzen Welt ist, merkten die sechs NEW POINTS und ihre Crew bereits am Tag ihrer Ankunft im kleinen Mittelklassehotel TRINGA - Hotel des Arts -.
Dort fanden sie sich urplötzlich inmitten von Musikern, Malern, Theaterproduzenten, Agenten, Managern, Produzenten und Presseleuten aus aller Welt. Ein Konzert- und Probelokal, ein Ausstellungsraum sowie ein palmengrüner Innenhof, wo täglich Projekte entstehen und diskutiert werden, machten die Szene perfekt - der Kulturaustausch nahm seinen Lauf.
Bereits am ersten Abend jamte die Sängerin, Ursula Früh, mit der gerade auftretenden einheimischen Gruppe CEDDO auf der hoteleigenen Bühne. Solche spontanen Sessions sollten in den folgenden zwei Wochen zur Regel werden, z.B. auch mit den FRERES GUISSE, die im Verlauf dieses Sommers durch Europa und die Schweiz touren werden.
Die Promotion
Die Vertreter von HelSen, Moustapha Tambadou und Maki Diallo, leisteten für NEW POINT hervorragende Promotionsarbeit: Drei Konzerte waren im Programm, davon eines zusammen mit NIOMINKA‘BI, einer bekannten senegalesischen Reggae-Formation und - endlich ein gemeinsames Konzert mit DOUGOU FANA.
Zwischen den Auftritten waren Radio- und ebenso viele Zeitungsinterviews eingeplant sowie ein Höflichkeitsbesuch beim senegaesischen Kulturminister.
Ein Erlebnis der besonderen Art war bestimmt auch das gemeinsame Proben mit dem ORCHESTRE NATIONAL DU SENEGAL, wo die NEW POINTS auch mit der in Senegal sehr populären Sängerin TACKO und dem Sänger MAHKOU zusammentrafen.
Kultur als Lebensinhalt
Senegal bietet eine Musikkultur, die einiges zu bieten hat, ist sie doch ein Hauptexportgut desLandes. In der Szene sind Hunderte professioneller Musiker aller Sparten zu finden, die deneuropäischen Kollegen in nichts nachstehen, obwohl sie mit vielen Widrigkeiten konfrontiert sind. Als Beispiele seien angeführt, dass ein Gitarrist in Senegal fast 5 Tageslöhne für einen Satz Saiten aufbringen muss, oder dass an einem Konzert plötzlich die maroden
Beleuchtungskabel in Flammenaufgehen (so auch erlebt von NEW POINT bei ihrem letzten Konzert). Dass trotz solcher Umstände eine solch vielfältige Musikkultur entstehen konnte und überleben kann, hat damit zu tun, dass Kultur im Senegal ernst genommen wird, mehr noch:
Alltag ist. Irgendjemand (war es der Kulturminister?) brachte es einmal auf den Punkt: „Kultur ist die Ausdrucksform. Wenn diese fehlt, ist ein gesunder Austausch im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich unmöglich.“
Der Höhepunkt
Obwohl NEW POINT in allen drei Konzerten viel Applaus und unzählige von persönlichen Glückwünschen einheimsten (in Senegal ist es nicht üblich, dass das Publikum als Anerkennung Zugaben verlangt; dafür wagen sich nach dem letzten Stück Dutzende backstage, um den Künstlern zu gratulieren und mit ihnen ein paar Worte zu wechseln), war der eigentliche Höhepunkt das gemeinsame Konzert mit DOUGOU FANA.
Hatten die beiden Formationen doch schon 1994 Gelegenheit, sich kennenzulernen und jetzt in Dakar nochmals miteinander zu proben, ergab sich nun daraus eine atemberaubende Fusion, bei der NEW POINT mit allen Kräften der Percussion-Power der Senegalesen entgegentrat.
Faszinierend waren die Soli einzelner Instrumente über dem rhythmischen Boden der Percussion: Kora (Saiteninstrument) und Poel-Flöte, Gitarre, Keybord, Saxophon und die immer starke Stimme von Ursula Früh wechselten fliessend - man wollte meinen, die beiden Gruppen wären seit jeher eine einzige Formation gewesen.
Das Publikum konnte sich nicht zurückhalten und sprang immer wieder begeistert von den Sitzen auf.
Und wie geht‘s weiter ?
Heimgekehrt sind sicher nicht die gleichen NEW POINT, denn das Erlebte und die unzähligen
Eindrücke werden bestimmt nachhaltigwirken und sicher auch zu neuen Songs inspirieren. Klar
ist auf jeden Fall eines - auch seitens Moustapha Tambadou und Maki Diallo von HelSen:
Dies war lediglich der Anfang einer langen Freundschaft, aus der noch viel Begegnungen in
Senegal oder in der Schweiz wachsen werden.